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In Kanada zur Schule gegangen – Grethas Erfahrungen (Teil 2)


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Hallo, Gretha! Wir haben ja schon von Dir ein Interview (Teil 1) gelesen und sind jetzt ganz neugierig, was Du über das Leben an einer kanadischen Schule berichtest.

 

Was war das für eine Schule in die Du gekommen bist? Wie weit war Dein Schulweg und wie bist Du hingekommen?

Als ich nach Kanada gezogen bin wurde ich in die von unserem Haus aus nächstliegende Grundschule eingeteilt, eine public primary school. Zu Fuß konnte ich die Schule in 5 Minuten erreichen.

 

Gibt es dort auch das Klassenprinzip nach Alter?

Ja in meiner Grundschule dort gab es die Klassen 1 bis 6. Man wird mit 6 Jahren eingeschult. Davor ist junior (3-4)/ senior(5-6) kindergarden, aber das, was bei uns auch Kindergarten (1-3) heißt, ist dort daycare und kostet auch Geld.

Es ist sehr ungewöhnlich dass ein Kind nicht versetzt wird. Das passiert eigentlich nur, wenn jemand sehr lange krank war. Nach der Grundschule kommt dann in die Middle School (7. und 8. Klasse) und danach High School (9. bis 12. Klasse) nach demselben Prinzip.

 

Kannst Du uns etwas darüber erzählen, wie so ein Unterrichtstag aussah? Womit begann der Tag?

Der Tag fing immer mit Home room an, 10 vor dem eigentlichen Unterricht. Da haben wir guten Morgen gesagt und die Kanadische Nationalhymne gesungen. Danach hatten wir zwei Unterrichtsstunden, eine Hofpause, nochmal zwei Schulstunden, die Mittagspause, und das gleiche nochmal am Nachmittag.

 

Was war für Dich im sogenannten „Schulleben“ ganz anders als in Deutschland?

Vor allem war es für mich eine Umstellung dass ich in Kanada plötzlich in einer Ganztagsschule war. Ich war es in Berlin gewohnt um 14 Uhr oder früher zuhause zu sein, aber in Ottawa ging die Schule jeden Tag bis 15.30 Uhr. Was allerdings sehr angenehm daran war: Die Schule fing dafür erst um 9 Uhr an.

 

Waren die Klassenzimmer die Zimmer der Klassen, so wie in Deutschland?

Der Lehrer hat das Zimmer, nicht die Klasse. Bis zur 6. Klasse hatte ich mehr oder minder immer einen Lehrer, aber eben jedes Jahr einen anderen. Es war immer so, dass man auf die nächste Stufe vorbereitet wurde. Erst fast den gesamten Unterricht bei einem Lehrer, dann mehr Lehrer, dann eher Kursunterricht.

 

Wie sehen denn die Klassenzimmer aus? Gibt es da Unterschiede zu Deutschland?

Im Großen und Ganzen sahen die Zimmer schon sehr ähnlich aus. Ein unterschied waren die Schreibtische. In Kanada hat jeder Schüler seinen eigenen kleinen Schreibtisch mit einer eingebauten Ablagestelle wo man Bücher und Stifte ablegen kann. Diese Sachen konnte man sogar über Nacht dalassen wenn man sie Zuhause nicht gebraucht hat. So musste ich wesentlich weniger hin und herschleppen und war sehr froh darüber! Ab der Middle School gab es dann auch einen eigenen Locker (Schrank), wo man die persönlichen Sachen ablegen konnte.

 

Welche Klassenarbeiten oder andere Leistungsmessungen waren üblich?

Die Klassenarbeiten waren nichts Besonderes, so ziemlich das gleiche Prinzip wie in Deutschland. Es wurden aber die Leistungen aus dem Unterricht viel stärker bei der Bewertung einbezogen. In der High School hatten wir Klassenarbeiten und dazu dann Prüfungen am Ende des Jahres.

 

Es gibt ja ganz verschiedene Notensysteme in Kanada und Deutschland. Was findest Du gut? Was nicht so gut?          

Ich fand es generell sehr gut wie wir in Kanada benotet wurden. Vor allem in der High School wo wir dann Prozente bekommen haben. Für mich auf diese Weise immer sehr klar wieso ich welche Note bekommen habe. Ich bekam auch immer sehr klar gesagt, was ich falsch gemacht hatte und was ich besser machen kann. Das fand ich total gut. Außerdem wurde auf Zeugnissen neben den Noten noch ausführlich von den Lehrern beschrieben was der/die Schüler/in gut oder weniger gut konnte. Das fand ich immer sehr hilfreich.

 

Wenn die Leistungen schwächer werden… Was passiert? Wann und wie?

Was oft passiert ist, eigentlich ganz normal war, dass die Lehrer mit den Schülern reden und fragen was vielleicht los sein könnte, ob es irgendeinen Grund gibt für häufige Fehler oder für das Verhalten, das gezeigt wurde. Gleichzeitig haben uns die Lehrer ganz konkret Hilfe angeboten. Wir bekamen aber auch sehr deutlich gesagt, dass, je älter man wird, von alleine den Lehrer aufsuchen und um Hilfe bitten muss. Wenn die Leistungen oder das Verhalten trotzdem schlechter wurden, gibt es das Parent-Teacher-Interview, in dem die Eltern informiert werden. Solange ich noch nicht so gut war in Englisch hat der Lehrer öfter mit meiner Mutter und mir gesprochen und das wurde aber dann weniger, weil ich verstehen konnte, was der Lehrer sagen wollte.

 

In Deutschland gibt es die berühmten „blauen Briefe“, also Informationen nach etwa einem halben Jahr, dass die Versetzung gefährdet ist. Gibt es das dort auch?

Meines Wissens nein. Von solchen Briefen habe ich noch nie etwas gehört. Wenn dann würde man so etwas in einem Parent-Teacher-Interview besprechen. Allerdings muss ich sagen kenne ich niemanden der nicht versetzt wurde.

 

Wie ist das mit dem Mittagessen an der Schule gewesen? Hast Du da unterschiedliche Formen erlebt?

In kanadischen Schulen gibt es kein warmes Mittagessen. Man muss sein eigenes Essen mitbringen. Da gab es auch Regeln der Schule, vor allem bis Klasse 6, die eingehalten werden müssen. Wir haben in der Klasse gegessen und zum Essen einfach die Tische anders gestellt. Beim Essen war auch immer ein Lehrer dabei. Man hat eine Stunde Mittagspause, und während der Zeit konnte man essen und danach noch etwas spielen oder mit Freunden quatschen. In der Middle School und High School hatte man die Option zur Mensa gehen und etwas zu Essen zu kaufen, aber das war meistens relativ teuer und das haben nicht so viele gemacht.

 

Wenn sich Schüler „verhaltensoriginell“ verhalten haben? Was passierte? Wie wurde vorgegangen? Wenn Schüler zu laut wurden, gab es immer erst eine Warnung und dann kam eine Strafe. Zum Beispiel wurde das Handy weggenommen, wenn jemand auch nach der Ermahnung nicht aufgehört hat damit zu spielen. Wenn das Stören immer noch nicht aufhörte, wurde man in das Sekretariat geschickt.

 

Welche Form von „Strafen“ gab es an der Schule? Z.B. bei nicht erledigten Aufgaben?

Die weniger strenge Strafe wäre Detention, z.B. Nachsitzen nach dem Unterricht wenn man Hausaufgaben nicht gemacht hat, oder man durfte in der Pause nicht raus oder so. Schlimmere Strafen wäre suspension oder expulsion, wenn man kurzzeitig oder gar nicht mehr in die Schule darf.

 

Wie lange war eine Unterrichtsstunde? Gab es einen Ablauf einer Stunde, der in etwa immer gleich war?

In der Primary und Middle School waren die Unterrichtsstunden 45min lang und dafür hatte man mehrere am Tag. In der High School hatten wir nur 4 Unterrichtsstunden am Tag, die jeweils 75 Minuten dauerten.

Der Ablauf war so, dass am Anfang, vor allem in den ersten 6 Jahren, der Lehrer am Anfang erklärte und informierte und dann wir in Gruppen oder mit einem Partner gearbeitet haben. Die Ergebnisse haben wir dann wieder vorgestellt.

 

In den oberen Klassen hat sich das geändert und man musste beim Lehrervortrag notes, so was wie ein Protokoll, schreiben, das der Lehrer auch mitgenommen und korrigiert hat und dann mit demjenigen gesprochen hat, was er z.B. besser machen könnte. Es gab aber immer auch viel Zeit für Übungsaufgaben, die wir zu zweit oder in Teams bearbeitet haben. Da zählte dann auch die Gruppenleistung und das fand ich sehr gut.

 

Bekamt ihr Hausaufgaben? Was war eine typische Hausaufgabe? War das in allen Klassen so, oder hat sich das im Laufe der Jahre verändert?

Ja, wir haben Hausaufgaben bekommen. In der High School waren es sogar relativ viele. Die meisten Hausaufgaben waren als Übung aufgebaut, also etwas, das wir im Unterricht bearbeitet hatten, musste zu Hause nochmal gemacht werden. Daneben gab es dann noch Projekt und Klassenarbeiten, die auch als Hausaufgaben zählten. Von Klasse zu Klasse wurde mehr verlangt, also vom Umfang, vom inhaltlichen Anspruch her, und so auch vom zeitlichen Aufwand. Selbständigkeit und Verantwortung für die Arbeit waren sehr hoch angesetzt, wurden nicht nur erwartet, sondern eingefordert und dann auch bewertet.

Wie wurde denn gelernt?

Wir haben viele Gruppenprojekte machen müssen wodurch ich gelernt habe im Team zu arbeiten und anderen zu helfen. Wichtig war für mich auch zu lernen, dass ich manchmal nicht nur Hilfe annehmen kann sondern unbedingt auch annehmen sollte.

 

Das war am Anfang oft ganz schön schwer, aber heute bin ich froh darum und möchte das Gefühl ein Teamplayer zu sein nicht mehr missen!

 

Herzlichen Dank Gretha! Das war wieder sehr interessant!